DZiG.de veröffentlicht ausgewählte Artikel von Hans-Wolff Graf. Sie stellen nur einen kleinen Ausschnitt aus seiner vielseitigen und umfangreichen Arbeit dar. Mehr von und über Hans-Wolff Graf – seinem DenkFühlHandeln – finden Sie im Archiv von Anthropos-ev.de , im Zeitreport von D-Perspektive.de und im Querdenker-Blog. Abonnieren Sie auch den Querdenker-Verteiler, aus dem der folgende Text mit freundlicher Genehmigung kopiert ist.
Zeitreport online
© PERSPEKTIVE ohne Grenzen e.V.
Das uns alle derzeit wohl am meisten bewegende Thema ist die Frage: Ist das Desaster Griechenland noch abzuwenden (und wenn, wie?), oder ist Griechenland der Beginn einer Krise, die sich – weit über Europa hinaus – zu einer weltweiten, mutmaßlich der größten Finanz- und Wirtschaftskrise aller Zeiten entwickeln könnte?
Lassen Sie uns deshalb ein wenig hinter die Kulissen blicken:
Wie es zur Kunstwährung EURO kam
Die meisten unserer LeserInnen beziehen ihr Gehalt in EURO, in der gleichen Währung bezahlen sie ihre Mieten, den Lebensunterhalt, das Taschengeld für die Kinder sowie die Chappi- und Whiskas-Dosen für die ‚vierbeinigen Familienmitglieder’ (politisch korrekt in den USA für Haustier).
Nun ist der EURO (wie bereits dessen Vorläufer, der ECU als theoretische Recheneinheit) eine künstliche Währungseinheit, wie es sie noch nie gegeben hat, seit Menschen nicht mehr Muscheln, Gewürze, Edelsteine, Edelmetalle und Rohstoffe, Pferde, Kühe und Esel als „Währungen“ verwendeten; zum ersten Mal gestattete man nämlich nicht Produzenten und Nachfragern, eine Währung zu verwenden, die sich als stärker als andere erwiesen hatte. Vielmehr beschlossen die politischen „Eliten“ von fünf der sechs stärksten Volkswirtschaften Europas, ihre pseudo-demokratisch erworbene „Legitimation“ dazu zu mißbrauchen, eine Wirtschafts- und Währungsunion zu konstruieren – vorgeblich (und in völliger Verkennung der historischen Entwicklung) nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika –, um im Rahmen der fortschreitenden Globalisierung eine wichtigere Rolle spielen zu können. Verkauft wurde dies den Bevölkerungen der betroffenen Länder als ‚historischer Akt’ – mit den daraus resultierenden Vorteilen eines grenzenfreien Handelsraums, besserer Studien-, Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in einem dann ‚Vereinigten Europa’, in dem künftig auch nicht mehr mit unterschiedlichen Währungen hantiert und gerechnet werden müßte.
Wovon also bereits Cäsar und Alexander der Große, Dschinghis Khan und Kublai Khan, Karl der Große, Maria aus Österreich und Josef aus Rußland, Napoleon und Hitler geträumt hatten – jeweils mit kriegerischen Mitteln –, das wollten nun, gründend auf den ‚Römischen Verträgen’ (1960), die „Herrscher“ dieser Länder auf politischem Wege verwirklichen. Und ebenso wie die Vorgenannten ging es diesen Politikern auch gar nicht darum, ethnisch und soziologisch völlig unterschiedliche Entitäten behutsam aufeinander zuzuführen, sondern ausschließlich darum, ihren politischen Willen umzusetzen (und sich so nebenbei ein Denkmal in der Geschichte Europas zu sichern).
Hierbei muß man vielleicht etwas tiefer blicken: Auch die unzähligen Vorfahren unserer heutigen Politiker waren ja keine Philosophen und Psychologen; ihnen ging es um Macht, Reichtum, Ruhm und „Ehre“, und dabei setzten sie jeweils auf die Waffen ihrer Zeit. Nun sind heutzutage Pfeil und Bogen, Elefanten und Reiterheere etwas aus der Mode gekommen und das Zeitalter der Okkupation fremder Länder mit schierer Waffengewalt neigt sich mit dem bereits erfolgten Niedergang des Vereinigten Königreichs, Frankreichs, Belgiens, Spaniens und Portugals und dem bevorstehenden Bankrott der Vereinigten Staaten von Amerika ebenfalls allmählich dem Ende zu. Insofern benutzten die neuzeitlichen Okkupanten – nachgerade Jacques Chirac und Helmut Kohl – eben die neuzeitlichen „Waffen“ der undemokratischen Besetzung ganzer Volkswirtschaften, um diese, ungeachtet aller soziologischen, ethnischen und kulturalen Unterschiede, zu einem
Kunstgebilde namens ‚Europäische Union’ zusammenzubasteln. Sie gingen dabei in etwa so vor wie ein hyperaktives Kind bei einem Puzzle: Was nicht paßte, wurde mit dem Hammer hineingezwungen.
Ja, und nun stehen wir wie Goethes Zauberlehrling vor der Katastrophe, die sich am Fallbeispiel Griechenland ankündigt. Man muß sich dies mal praktisch vorstellen: Ein Land mit knapp 12 Millionen Einwohnern (Rang 74 unter den etwa 200 Ländern der Welt) mit einem Brutto-Inlandsprodukt von etwa 320 Milliarden ist d’rauf und d’ran, das gesamte europäische „Kartenhaus“ entweder als Potemkin’sches Dorf zu entlarven und zum Einsturz zu bringen, oder aber es wird aus politischen Gründen an die finanzielle „Herz-Lungen-Maschine“ der EZB, des IWF und der Weltbank gehängt, obwohl Fachleute – also Nicht-Politiker –, die tatsächlich wissen, wovon sie reden, Griechenland bereits für politisch-ökonomisch so verrottet erklärt haben, daß Mediziner von einem bereits erfolgten „Hirntod“ sprächen.
Wäre ‚Griechenland’ in den USA möglich?
Um die Obskurität des „Falles“ Griechenland noch plastischer darzustellen: Dieses Land entspricht in seiner wirtschaftlichen Größe etwa dem US-Bundesstaat Delaware. Könnte sich irgendjemand vorstellen, daß dieser Winzling mit seinen knapp 850.000 Einwohnern durch Mißwirtschaft in der Lage wäre, die USA in den Ruin zu führen? Nun, zum einen beträgt die Quote der Staatsbediensteten in Delaware nur etwa 9 % – in Griechenland sind es etwa 25 %; zum anderen ist es in den USA jedem einzelnen Staat überlassen, sich wirtschaftlich-finanziell selbst zu ruinieren oder notfalls eben zu sanieren. Ein weiterer Unterschied fällt zur Bildung der Vereinigten Staaten im Vergleich zur Zwangskorporation der EU auf: Seit der Declaration of Independence (am 4.7.1776) vergingen immerhin 183 Jahre, bis sich Hawaii (auch nicht ganz freiwillig) als 50. Bundesstaat den USA anschloß. Der Größenwahnsinn einiger europäischer Regierungschefs stampfte hingegen den modernen „Golem“ des heute aus 27 Ländern bestehenden Staaten“bundes“ innerhalb von knapp 40 Jahren aus dem Boden. Im Gegensatz zu den USA handelte es sich aber bei diesen Ländern jeweils um historisch einzeln gewachsene Entitäten – teilweise mit einer Geschichte von 2.500 bis 5.000 Jahren. Die sich in dieser Zeit entwickelnden Länder mit völlig unterschiedlichen soziologischen, ökonomischen und ethnischen Strukturen wurden also – fernab der Berücksichtigung all dieser Unterschiede – im ‚Hau-Ruck-Verfahren’ zwangsweise assimiliert. Den Bevölkerungen erklärte man lakonisch bis euphorisch-stolz, daß sie nunmehr bei Reisen keine Schlagbäume mehr zu fürchten hätten und der Umtausch in die jeweilige Landeswährung entfiele.
Dabei war den Einflüsterern dieser ruhmsüchtigen Politiker sonnenklar, daß man Länder wie die skandinavischen, die Niederlande, Deutschland und Österreich nicht per Dekret mit süd- und südosteuropäischen Ländern ‚vereinen’ kann, und auch die wirtschaftspolitische Beglückung von Ländern wie Irland, Spanien und Portugal konnte nur kurzzeitig wirtschaftliche Prosperität vorgaukeln, da hierfür das historische Fundament als Basis für einen lang anhaltenden Aufschwung völlig fehlt(e). Glaubt denn irgendjemand wirklich, daß Italien weniger korrupt sei als Griechenland?
„Je weniger wir Trugbilder bewundern, desto mehr vermögen wir die Wahrheit aufzunehmen.“
Erasmus von Rotterdam (holländischer Gelehrter, 1465 – 1536)
Nein, das von der Hybris einer völlig undemokratisch entscheidenden Minorität initiierte Experiment ‚Europäische Union’ ist katastrophal gescheitert. Und nun sind Politiker nur noch emsig bemüht, diese Katastrophe zu verschleiern; statt ihren Irrtum einzugestehen, ver(sch)wenden sie Hunderte von Milliarden dazu, zu kitten und zu flicken, was sie als völlig widernatürliches Monstrum geschaffen haben. Bei dem Gedanken, welche Unsummen hierbei zur Rettung eines längst komatösen „Patienten“ in den Sand gesetzt werden, könnte jedem vernünftigen Menschen eigentlich nur schlecht werden.
Vor welcher finanztechnischen Situation stehen wir denn nun?
Die EZB hat bereits 50 Mrd Euro an Griechenbonds aufgenommen. Hinzu kommen 87 Mrd Euro an Krediten. Aber auch an andere Peripherie-Staaten hat die EZB weitere 25 Mrd Euro in Bonds investiert. Zusätzlich vergab die EZB an irische Banken 78 Mrd Euro, an portugiesische 47 Mrd Euro, an spanische weitere 44 Mrd Euro und italienische Banken erhielten 36 Mrd Euro. Griechische Banken liehen ihrem Staat knapp 86 Mrd Euro, was etwa 29 % der bislang ausstehenden griechischen Staatsschulden entspricht. Deutsche Banken halten griechische Staatsanleihen im Wert von etwa 23 Mrd US-Dollar; hinzu kommen Kredite an die griechische Wirtschaft in Höhe von 34 Mrd US-Dollar.
Französische Banken haben nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ihre Staatsanleihen zwar von 27 Milliarden US-Dollar (März 2010) inzwischen auf etwa 12 Milliarden US-Dollar reduziert, halten aber immer noch Kredite an der griechischen Wirtschaft von etwa 57 Milliarden US-Dollar.
Hierzu meint Allan Meltzer, US-Ökonom und Professor an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburg: „Die Politik der EZB wie auch das IWF (Internationaler Währungsfonds, d.Verf.) in der Euro-Krise ist fatal. Zwar knüpfen beide Organisationen jeweils Bedingungen an die Vergabe ihrer Kredite, z.B., Wirtschaftsreformen einzuleiten, aber diese Bedingungen werden nicht durchgesetzt. Griechenland hat zwei Möglichkeiten: Entweder muß das Land die Euro-Zone verlassen, oder es muß deflationieren, also Löhne und Preise senken, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Griechenland noch mehr Geld zu leihen, hilft dem Land nicht.“ Nun, alle diese Kredite haben eigentlich nur zwei Motive: Abhängigkeiten zu schaffen und zwangsweise zu vereinen, was nicht zusammengehört.
Nicht viel anderes passiert in den USA: Sämtliche „Rettungsprogramme“ – TARP, TALF, QE1 und QE2 und die inzwischen ausgerufene ‚Nullzins’politik – waren umsonst; sie häuften damit nur weitere fünf Billionen US-Dollar an öffentlichen Schulden an.
Noch viel haarsträubender ist aber, was diese Politiker in ihrem Wahnsinn an soziologischen und psychologischen Schäden anrichten, deren Folgewirkungen sich erst in der Zukunft herauskristallisieren werden. Die nunmehr aufgewendeten Hunderte von Milliarden fehlen nämlich den einzelnen Ländern nicht nur in ihren Haushalten und für infrastrukturelle Maßnahmen, bei der Versorgung ihrer eigenen Bevölkerung und in den Bildungs- und Sozialetats, vielmehr türmen sich diese Aufwände zu einem kollossalen Schuldenberg auf, den die heranwachsenden und zukünftigen Generationen nicht im Ansatz in der Lage sein werden, wieder abzutragen. Damit führen diese Maßnahmen geradezu zwangsläufig zu sozialen, ökonomischen und psychologischen Verwerfungen, die ein Außenstehender nur noch als Irrsinn bezeichnen würde. Und unsere G7-/G8- und G20-Häuptlinge suhlen sich munter bei ihren Kaffeefahrten (zulasten der Steuerzahler) im Schein eigener Glorie.
Zwar ist selbst dem dümmsten Bürger (nicht nur hierzulande, sondern wohl weltweit) längst klar, daß es unseren „Führern“ beileibe nicht um die Menschen geht – die sollen system-adäquat funktionieren, brav konsumieren und ansonsten den Mund halten –, aber die Frage ist, wie lange sich Menschen in ein immer enger werdendes Korsett zwängen und ansonsten für dumm verkaufen lassen. Es ist, um zu Griechenland zurückzukehren, nur eine Frage der Zeit, bis die dortige Regierung (egal, welcher Couleur) den Notstand wird ausrufen lassen müssen und letztendlich eine Militärdiktatur ans Ruder kommt. Vielleicht gebiert diese dann den Begriff ‚Demokratische Militärdiktatur Griechenland’ und läßt ihre Sportler bei den nächsten olympischen Spielen unter ‚DMG’ auflaufen.
Auch unser benachbarter Sonnenkönig Sarkozy, der völlig gestörte Bunga-Trapezkünstler aus Italien, der Reichsverweser von Themsen-Liesel`s Gnaden in Großbritannien, das derzeit herrenlose Belgien und Berlin, in dem sich 600 Nicht-Demokraten um den einzig wahren Platz in der Mitte raufen, werden nicht in der Lage sein, sich dem Aufbegehren der Volksmassen zu widersetzen – sobald sich endlich herumgesprochen hat, in welch infamer Weise hier Steuern und Abgaben mißbraucht und die Zukunft der Bevölkerung, vor allem aber der nächsten Generationen, auf dem Altar politischen Irrsinns und hemmungsloser Egomanie geopfert werden.
Und was machen unsere Verantwortlichen in Berlin?
Welchen unserer Politikschranzen schenken Sie denn nur das mindeste Vertrauen? Wem würden Sie auch nur noch ein ‚Guten Morgen’ glauben? Brüderle, den man vor jedem Auftritt einer Blutprobe unterziehen sollte? Seiner Janus-köpfigen, absolut meinungsfreien Chefin? Von der Laiin, die von Hartz IV wie der Blinde von der Farbe schwafelt? Dem komödiantischen Röslein? Westerwelle, der die FDP nach Süden geführt hat und völlig de-liberalisiert zurückläßt? Schäuble, dem Zyniker, Kohl-Handlanger und Restitutionslügner? Gabriel, der ‚Fast-Food’-Werbeikone? Dem Opportunisten Cem, der so gern auf unser Aller Kosten fliegt und wenn ertappt, so grenzenlos empört spielt? Der von keiner Neurone gequälten C. Roth (beide stehen den Grünen vor!)?
Wir lästern über die Verhältnisse in Griechenland, in dessen Schulen neben ‚Schreiben’ und ‚Rechnen’ auch ‚Korruption’ auf dem Stundenplan steht, aber auch hierzulande wollen 27 % der befragten Studenten am liebsten ‚in den Staatsdienst’. Wo liegt hier der Unterschied? Wo lebt sich am wärmsten, sichersten und ruhigsten? Im öffentlich-(un)rechtlichen Dienst.
„Die „Qualifikation“ vieler Protagonisten institutioneller Souveränität reduziert sich bei genauerem Hinsehen auf die Quantität ihrer Freßwerkzeuge, eine unbeugsam ablehnende Haltung gegenüber wertschöpfender Arbeit, eine modernster Aerodynamik entsprechende Windschlüpfrigkeit, ein begnadet dickes Fell und keinerlei Ahnung (geschweige denn Wissen) von dem, was sie verlautbaren.“
J.-L. Earl
Mit dieser Zeichnung der realen Verhältnisse beziehen wir sehr klar Position – sicherlich nicht unbedingt zur Freude aller LeserInnen. Uns geht es dabei aber vor allem darum, Sie nicht im unklaren darüber zu lassen, was auf uns alle zukommt, denn wir alle werden von dem, was sich da in Griechenland abspielt (weitergehend in Portugal, Spanien, Irland und Italien sowie einem halben Dutzend ost- und nordosteuropäischen Staaten, die alle an die Pforten der EZB, des IWF und der Weltbank klopfen werden) betroffen sein werden. Als weitere Kandidaten lassen dann wohl Belgien – das ansonsten seit über einem Jahr eine herrlich regierungslose Zeit erlebt –, einige frankophone (ehemalige) Kolonien in der Karibik und Afrikas, letztendlich wohl auch Frankreich selbst als Bettler vor den Pforten der (noch!) sattelfesten EU-Länder – deren Anzahl mit Finnland, Holland, Österreich und Deutschland recht übersichtlich geworden ist – herzlich grüßen. Dabei war die Zahl derer, die bereits zu Zeiten ‚Helmuts, des Fürchterlichen’ Mitte der 90er Jahre vor dem von Größenwahn geprägten Lügengespinst warnten, gar nicht so klein (wir zählen uns als DBSFS in aller Demut auch dazu), nur wurde sie vom Chor der EU-Bekifften niedergebrüllt, aber Lieschen und Hänschen hierzulande haben weder Zeit noch Lust, sich wirklich tiefschürfend mit den Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Dabei bräuchten wir intelligente, engagierte Bürger und mutige Wissenschaftler, die der politisch nihilistischen Restbevölkerung Wege in die Zukunft aufzeigen, um den finanz-, steuer-, wirtschafts- und sozialpolitisch bis zur Deichsel im Dreck steckenden Karren aus dem Sumpf zu ziehen. Doch daran gebricht`s völlig; eine meinungslose, nur noch hilflos nach Mehrheiten schielende Staatsratsvorsitzende, die sich aller, ihre gebrechliche Autorität mutmaßlich gefährdenden Mitstreiter längst entledigt hat und einen zur Lachnummer verkümmerten Koalitionspartner mit sich schleift; ein keifendes Oppositiönchen, das inzwischen nur noch die dritte Geige im „hohen Hause“ spielen darf und froh ist, gerade nicht in der Regierung zu sitzen; ein amorphes Sammelsurium euphorischer Neu-Volksparteiler, die politische Wut- und Protestwähler aller Couleur als Befürworter eigener Ziellosigkeit verkennt sowie ein seniler Freundeskreis vorvorgestriger Linksfaschisten irren orientierungslos im Nebel dessen umher, was uns (inter)national an Problemen um die Ohren fliegt. Fach- und Sachkunde: Fehlanzeige. Ein gelernter Arzt wird aus wahltaktischen Gründen flugs zum Wirtschaftsminister gekürt, während ein Bankkaufmann aus gleichem Grunde den obersten Medizinmann der Nation spielen darf. Das misantropische Merkel läßt sich stolz von Oh Bama den „Freiheits“-Orden ums zierliche Genick wickeln und spielt die „entschlossene Europäerin“, die „geläuterte Atomgegnerin“, ohne daß irgendein Medium dieser Närrin ins Wort fällt; wie vor knapp 22 Jahren hat unser aller Ängschi mal wieder instinktsicher die Seiten gewechselt. Gäb`s dafür einen Nobelpreis, sie hätte ihn wahrlich verdient.
Aber auch in den Maghreb-Staaten, dem Vorderen Orient und Teilen der Subsahara brennt die Welt; ein Drittel aller weltweiten Staaten weist eine Jugendarbeitslosigkeit von 20 bis 60 % auf, während ein weiteres Drittel unter seinen Sozialsystemen kollabiert; weltweit werden mehr Summen zur Rettung der Finanzsysteme, i.e. Banken und Hypothekenfinanzierer, aufgewendet, als das Weltbruttosozialprodukt ausmacht – das Hochmittelalter läßt grüßen, in dem Bankdynastien trefflich kassierten, indem sie König- und Kaiserreiche vor dem Kollaps retteten, Kriege und Kreuzzüge finanzierten und dem Klerus das Überleben sicherten.
Wie reagieren Wissenschaft und Medien?
Und welche Rollen spielen in dieser Gemengelage eigentlich die Wissenschaftler als ‚Hüter der Wahrheit’ und die Medien als Reporteure und omnipräsente Meinungsbildner? Nun, erstere sind zum größten Teil öffentlich-(un)rechtlich versorgt und damit mehr dem parteipolitischen Dienstherren ergeben als der Wahrheit zugeneigt, letztere bangen um Einschaltquoten, Auflagen und ihre Werbeetats. Sie sind zu sensationsgeilen Unterhaltungsclowns verkommen. [Der verschwindend geringen Restmenge in Parteien, Medien und Wissenschaft, die sich diesen Schuh zu Recht nicht anziehen muß, gebührt (m)ein Kotau; wirklich zu sagen haben sie jedoch faktisch nichts.] Die Masse der BürgerInnen aber wartet, ängstlich gedrängt unter der jeweils nächstgelegenen Markise, auf besseres Wetter, genauer auf die richtige, einzig wahre Lösung, die es natürlich nicht gibt. Während sich die Parteistrategen, eskortiert von Wissenschaftlern und Medien in sinnlosem Gezänk zerfleischen, geht immer mehr die klare Einsicht verloren, daß es den Königsweg, eine alle Wunden heilende Lösung, längst nicht mehr gibt; dafür ist der „Karren“ EU (nebst EURO) längst viel zu tief im Schlamm hirnloser politischer Dummheit festgefahren. Ob sich die Griechen lieber für ein ‚Ende mit Schrecken’ oder einen ‚Schrecken ohne Ende’ entscheiden, oder Brüssel sie mit ‚sanfter Gewalt’ zum Ausstieg zwingt, indem es ihnen die Konten sperrt und weitere Kredite ablehnt, oder einige (noch zahlungsfähige) Länder, eigene Interessen schützend, die EU/den längst todkranken Währungsverbund verlassen – die Frage ist letztlich nur, welche Lösung die erfolgversprechendere und finanziell wie auch sozialpolitisch heilsamere ist. Ohne Schmerzen hingegen ist diese ‚Operation am offenen Herzen’ nicht mehr zu bewältigen. Wer dies von den Politikern erhofft oder erwartet, glaubt auch noch an Weihnachtsmänner, Osterhasen, Klapperstörche oder Götter unterschiedlicher Bauart.
Oberbuchhalter Schäuble plädiert nun für eine Verlängerung der Laufzeiten für griechische Anleihen und Rentenwerte. Was soll das aber de facto ändern? Pleite ist pleite, da hilft auch keine künstliche Beatmung.
Versicherungen und Pensionskassen dürfen Griechenland-Papiere nicht mehr im ‚gebundenen Vermögen’ (Deckungsdock) halten, da Griechenland inzwischen von der Ratingagentur Standard & Poors auf CCC (= Ramschstatus) herabgestuft wurde. Das würde notwendigerweise zu Zwangsverkäufen und einer weiteren Verschärfung der Situation führen, wenn nicht die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) eine Ausnahme gewährt. Mit anderen Worten: Um zu retten, was längst nicht mehr zu retten ist, wurden bereits der Maastricht-Vertrag und die grundsätzlichen Vereinbarungen des EU-Vertrags gebrochen, und nun folgen weitere „Ausnahmeregelungen“, da Banken und Versicherungen auch die hauptsächlichen Aufkäufer von Staatsanleihen darstellen. Es geht also beileibe nicht nur um die Sozialversicherung griechischer Staatsbediensteter, sondern auch die der im EU-Zwangsverbund befindlichen übrigen Staatsdiener. Nur haben das bislang die meisten Bürger der EU noch gar nicht bedacht.
Fazit: Für die Fehler der Politik(er) haftet in immer höherem Maße die Mehrzahl derer, die (bislang) davon noch gar nicht betroffen sind.
„Al-Qaida mit ihrem neuen Obermurkel Al-Sawahiri und die Taliban können sich getrost aufs Altenteil setzen – unsere Sozial-, Wirtschafts- und Finanzterroristen sitzen in Berlin und Brüssel, Rom und Paris, London und Washington, und deren Menschenbild ist so krank und verrottet wie das der Terroristen, die sie vorgeben zu jagen.“
J.-L. Earl
Zwar wird sich das ganze Szenario erst allmählich entwickeln, und die Bevölkerungen der zwangsvereinten EU sind von diesen künftigen Entwicklungen auch unterschiedlich betroffen, aber wer als langjähriger Leser des ‚zeitreport’ unsere Prognosen aus den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts noch im Kopf hat, wird konzidieren, daß das gesamte Schlamassel, in dem wir uns heute befinden, leider tatsächlich in erschreckender Klarheit vorhersehbar war; denken Sie an die Entwicklung der gesetzlichen Sozialversicherungen, der privaten Lebens-, Renten- und Krankenversicherungen, des Bildungs- und Gesundheitswesens u.v.m.
Das System verhindert die Lösung.
Natürlich wäre Griechenland ebenso zu „retten“ wie auch die Sozial-, Wirtschafts- und Finanzwirtschaften Dutzender Problemländer, nur eben nicht im heutigen System, mit den heute verwendeten Machtmitteln, die vor allem (bis ausschließlich) denen dienen, die sich damit den/die Staat(en) zu eigen gemacht haben und deshalb nichts mehr fürchten als einen Systemwechsel, eine wirkliche Reform.
Fähnchen im Wind nutzen sich schneller ab als Menschen, die Flagge zeigen.“
J.-L. Earl
Nun, „die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt ein russisches Sprichwort („Nadezhda umiraet paslednej“), und in der Tat werden die Menschen einen Weg finden, sich dieser „Sumpfblüten“ politischen Wahnsinns irgendwann zu entledigen. Die Werkzeuge, die der homo sapiens sapiens zur Entwicklung einer urdemokratischen Form des Miteinander-Lebens und -Umgehens bräuchte, sind längst vorhanden. Klar ist auch, daß für schiere Produktionszwecke immer weniger Menschen benötigt werden, wohingegen wachsende Wirtschaftsbranchen – Bildung und Kultur, Gesundheitswesen, Tourismus und Sozialdienste, Forschung und Entwicklung, Energie- und Versorgungswesen u.v.m. – Millionen von Menschen ein auskömmliches Leben und eine sorgenarme Zukunft bieten könnten.
Erlauben Sie mir hierzu, auf die ‚alternativen Konzepte’ des PERSPEKTIVE ohne Grenzen e.V.’ ( PERSPEKTIVE ohne Grenzen e.V.) zu verweisen.
Mut macht, daß alle Parteien (und beide „christlichen“ Kirchen) zunehmend Mitglieder verlieren; lediglich den Grünen laufen noch politisch Heimatlose und Versprengte zu. Aber auch diese Parteii wird der ‚Westerwelle-Effekt’ ereilen.
Wichtig wäre vor allem, daß die Majorität der heute lebenden Bevölkerung aus ihrer Lethargie erwacht und den Mut hat, den mit Händen zu greifenden Wahrheiten ins Auge zu blicken, statt sich auf skrupellose Scharlatane und Laienspieler zu verlassen, die sich ihre Pensionen damit verdienen, ihre Wähler verbal einzuseifen und für dumm zu verkaufen.
H.-W. Graf