Ob ein Zusammenhang besteht oder nicht, ist noch offen: Zwischen den 140 Meter tiefen Bohrungen durch eine Keuperschicht und den Erdanhebungen in den Monaten danach besteht zunächst nur ein zeitlicher Zusammenhang. Doch das, was hier in der südbadischen Stadt Staufen den 7.800 Einwohnern widerfährt, ist blanker Horror: Schnell wachsende Risse durch Häuser bis zu Armdicke. Es ist zum Verzweifeln!
DER SPIEGEL schreibt am 15. November 2009: "Die Risse im Rathaus begannen zu wachsen, auf andere Häuser überzugreifen, immer länger und immer tiefer zu werden. Wie ein Monster aus der Tiefe fressen sie sich durch die gesamte Stadt. Nach nur einem Jahr sind mehr als hundert Häuser von Rissen durchzogen. Und sie sind mitunter so tief, dass man schon hineingreifen kann."
Ingo Sass, Ingenieurgeologe an der TU Darmstadt und Experte für Geothermie-Bohrungen: "Man hat am Rathaus losgebohrt, durchstieß die Gips-Keuper-Schicht und stieß darunter auf den Grundwasserleiter, in dem Wasser unter hohem Druck steht." Wasser läßt Keuper zu Gips werden, wobei sich das Gestein sehr stark ausdehnt.
Jens Lubbadeh von Spiegel Online drückt die Skepsis der Anwohner aus: "Die zeitliche Übereinstimmung der Vorgänge mit den Bohrungen ist ein starkes Indiz, das gegen natürliche Ursachen spricht. Wieso ausgerechnet jetzt diese seltsame Anhebung, so kurz nach den Bohrungen? Viele Anwohner glauben nicht an theoretisch mögliche natürliche geologische Verschiebungen."
Aufgrund der Hinweise im "Leitfaden für die Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden" des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau meint Sass dann auch noch, nicht die Erdwärme-Bohrung an sich sei das Problem, es sei einfach sehr riskant gewesen, hier überhaupt zu bohren.
Da taucht die Frage auf, warum nicht an weniger exponierter Stelle außerhalb der Stadt eine Testbohrung durchgeführt worden ist. Vermutlich hätte die niemand bezahlen wollen. Aktivismus geht vor.
Nachtrag am 23.12.2009: Der aktuelle Sachstand ist auf Staufen.de dokumentiert. Hier heißt es unter anderem: "Die Stadt Staufen tritt bis zur Klärung der Finanzierungsfragen bei der Kernbohrung und bei der Planung und evtl. Umsetzung von Provisorien zur statischen Sicherung der Gebäude in Vorlage. Inzwischen hat das Land Baden-Württemberg erklärt, die hierfür veranschlagten Kosten von 300.000,- Euro zu übernehmen."