16. Dezember 2017 | Eckhard Freuwört: Scheiß-Weihnachtslieder!
Mein verblichener christlicher Hintergrund ist belanglos. Als Tenor im örtlichen Laienchor singe ich dieses Lied und als 2. Vorstand des Vogtländischen Sängerbundes und Musikvereins trage ich die kulturelle Pflege des Chorgesangs.
Es gibt hunderte von Vorträgen dieses Liedes. Vier haben mich über die Maßen bewegt und ich möchte meine Gefühle mit allen teilen, die dafür aufgeschlossen sind.
Kann mir jemand vermitteln, warum mohammedanische Terroristen keinen Zugang zu dieser Musik haben? Einige Antworten auf meine Frage haben mich zu Nachforschungen angeregt. Siehe unten unterhalb der Videos.
Weyhnachts=Lied / Stille Nacht / Silent Night (Original wie zur Uraufführung 1818)
22. Juli 2015
Marc Hartwiger - Tenor
Sebastian Göring - Bariton
Katharina Witzel - Gitarre
live am 20./21.12.2014 Michaeliskirche Erfurt / Versöhnungskirche Leipzig
STILLE NACHT (Silent Night)
22. Dezember 2015 | Der MONTEVERDICHOR WÜRZBURG wünscht allen seinen Fans und Freunden ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest!
Merry Christmas to our fans all over the world! May peace be with you wherever you are!
Silent night, holy night!
[english lyrics subtitles]
arr. Bernd Englbrecht
St.Florianer Sängerknaben - Stille Nacht, heilige Nacht
13. März 2016 | mit Dürnberg Klarinettenmusi
The King's Singers - Stille Nacht
05. Februar 2013 | Music video by The King's Singers performing Stille Nacht. (C) 2013 Signum Records
Musik, Gefühle und Intuition
Hochschule der Medien, 2007 | Henning Nolte und Matthias Allner: Tonpsychologie
Seite 10:
Geht man davon aus, dass die Musik als «abstrakteste aller Kunstgattungen» einerseits als «abstrakt-logisch», andererseits als «gefühlsintensivste Kunst» 17 gilt, so ergeben sich daraus zwangsläufig verschiedene mögliche Zugänge zur Musik: etwa ein «stimmungshaftes» Hören, ein Versinken in klangverhafteten Stimmungen, eine Hingabe mit dem Herzen an die Musik oder ein assoziatives Hören mit einem «literarisch-illustrativen Umdeuten musikalischer Bewegung» 18. Steht im ersten Fall das stimmungshafte Aufgehen in der Musik weitgehender Ausschaltung rationalen Denkens im Vordergrund, dominiert im zweiten Fall das rationale Element: Der Hörer befindet sich in einer gewissen Distanz zur Musik, das Aufkommen von Emotionen ist unerwünscht.
Seite 16:
Ihre Eigenheit beweist Musikpsychologie dadurch, dass der Forschungsgegenstand Musik zwar «verfestigt» (fixiert) ist, aber erst lebt, wenn er aufgeführt, «verflüssigt» wird. Musik wird erst als Gegenstand der Wahrnehmung bzw. Vorstellung zum Forschungsgegenstand der Musikpsychologie. Deshalb verlangt Musik systematische Berücksichtigung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Musik ist a priori ein soziales Phänomen, das eine gesellschaftliche Funktion hat und Bestandteil der Kultur einer Gesellschaft ist. Eine ausschließliche Analyse musikalischer Phänomene ohne Untersuchung des sozio-kulturellen Hintergrunds müßte als einseitig und wohl auch naiv gelten. Die Gesellschaftlichkeit musikalischen Handelns bestimmt sich aus dem gemeinsamen Gegenstandsbezug des Betroffenen. Komponist, Interpret und Hörer beziehen sich in komplementär ergänzender Weise auf die Musik. Wenn sich eine bestimmte Musik durchsetzt, wird ein gemeinsamer Gegenstandsbezug hergestellt, indem Einverständnis über die Bewertung des Gegenstands Musik besteht.
Seite 17:
Besonders schwer ist die Integration des emotionalen Erlebens musikalischer Reize, für die die kognitive Psychologie keine Konzepte anbieten kann. Vermutlich wird die Lösung in einer Kombination aller Verarbeitungs- und Repräsentationsformen liegen.
Seite 21:
Film und Emotion
- Gefühlswirkung unterliegt soziokulturellen Einflüssen:
- Interessen
- Erfahrung
- Erinnerungen
- Gelerntes
- Erlebnisse mit Musik
- (Bildungsstand)
- historischem Wandel unterworfen, sich stetig ändernd
- vom musikalisch-ästhetischen Empfinden anhängig
Kommentar von Ron Baker
Der Musiker Ron Baker griff meine Frage "Kann mir jemand vermitteln, warum mohammedanische Terroristen keinen Zugang zu dieser Musik haben?" auf und kommentierte am 17. Dezember 2017 wie folgt:
"Das ist eine gute aber auch schwierige Frage. Und ich befürchte, darauf könnte es tausende Antworten geben. Was aber sollte es bringen, zu versuchen, die Antwort zu finden? Fände man sie, dann wüsste man dennoch nicht, ob sie zutrifft. Denn woher soll ich etwas wissen über die Wahrnehmung, Kognition, «musikalische Welt» im Gehirn eines Dritten? Und wüsste ich es, was wären Nutzen und Konsequenz?
Aber was ist "Zugang" zur Musik? Was bedeutet schon «Zugang»? Nicht einmal der Duden kennt eine präzise Definition. Musik ist nicht nur absolute Geschmacksache sondern auch eine Frage der Kultur. Habe ich authentischen geistigen «Zugang» zur chinesischen oder indischen Musik? Nein? Bin ich deshalb ein schlechterer Mensch?
Viele Europäer, sogar viele Deutsche können mit diesem oder jenem Musikstil absolut nichts anfangen. Es gibt Deutsche, die gestehen, dass sie gar keine Musik mögen. Was sagt uns das? Man weiß es nicht.
Wer drei, vier Dissertationen über Musikkognition und / oder Musik- bzw. Klangpsychologie gelesen hat, steht vor einer riesigen Wand neuer geschlossener Türen. Dahinter verbergen sich Fragen, die wir nicht einmal kennen ...
Wenn man sich bewusst macht, dass allein Musizieren die größtmögliche Leistung unseres Gehirns ist (Altenmüller; Spitzer), dann dürfte klar sein, wie komplex die Zusammenhänge hinsichtlich der Korrelate zwischen Musik und Gehirn sind. Das ist ein mächtiges Feld, welches kaum erforscht ist und mehr Fragen aufwirft, als es Antworten liefern könnte.
Warum andere Menschen zu einem Lied keinen «Zugang» haben (warum müssen es gerade Terroristen sein, die man vornehmlich in diese Frage einbezieht?), darüber könnte ich aus o. g. Gründen nur Vermutungen «konstruieren».
P.S.
Als Musiker allerdings - völlig unpolitisch - wird mit im Hinblick auf rein
kulturelle Unterschiede etwas deutlich:Andere Kulturen kennen die Polyphonie westlicher Orchester nicht. Der kleinste westliche Tonschritt ist der halbe Ton. Türken und Araber haben auch Vierteltonschritte. Die westliche Musik kennt die Tongeschlechte
Dur und Moll. Andere Kulturen haben nicht zwei «Modi» sondern 10.Andere haben statt unserer 7 Töne sogar 9 Töne. Und eine Harmonisierung im klassischen Sinne ist nicht möglich. Die arabische Musik arbeitet mit einem liegengebliebenen Ton (Bordunton). Die Saz hat eine Saite, die bei jedem Anschlag den Grundton erklingen lässt.
So, wie sich das für uns völlig fremd und wenig schlüssig anhört, muss sich für andere Kulturen unsere Musik «falsch» anhören, denn sie folgt nicht den musikalischen Gesetzmäßigkeiten jener Menschen, die in Ihren Hirnen kulturbedingt ganz andere «Scale- und Harmonic-Maps» besitzen, die über viele Generationen genetisch festgelegt wurden.
So kann ich mir vorstellen, dass allein diese Tatsache bereits für nicht studierte Musiker anderer Kulturen den Zugang zu unserer westlichen Musik behindern kann. Wie sollte es da Nichtmusikern, also einfachen Menschen fremder Kulturen, gelingen?
Ich für mein Teil behaupte, mein Handwerk gelernt zu haben. Dennoch bin ich auch nach starkem Einsatz nicht in der Lage, mich z. B. in der türkischen Musik zu orientieren ...
So würde ich mich fragen, welche Veranlassung sollte ich vor diesem Hintergrund haben, vorauszusetzen, dass ein Menschen einer fremden Musikkultur dies in Bezug auf unsere westliche Musik können müsste...?"
Da ich über eine 30 CDs und sieben Audiokassetten umfassende Sammlung türkischer Popmusik verfüge, präsentiere ich an dieser Stelle ein Kleinod musikalischer Ausdruckskraft und Schönheit, das mich seit vielen Jahren immer wieder begeistert:
Kayahan - Her Şeyden Çok
10. August 2015 | Albüm Adı: Canımın Yaprakları, 1996
Kommentare
Stille Nacht
Lieber Herr Emik-Wurst, zu Ihrer Frage:
Terroristen (und andere Verbrecher) haben keinen Zugang zu dieser Musik, weil sie ihrem Charakter nicht entspricht.
Dr. Klaus Miehling
http://klausmiehling.de.to